2005 – November / Dezember

November – Dezember 2005, Ausgabe Nummer 35

Der “Positives Altern” Rundbrief

http://www.healthandage.com
November – Dezember 2005

von Kenneth und Mary Gergen für einen produktiven Dialog zwischen Forschung und Praxis unterstützt durch: Web-based Health Education Foundation und dem Taos Institute

Ausgabe Nummer 35

Übersetzt von Dipl.-Psych. Thomas Friedrich-Hett und überarbeitet von Dr. phil. Sylvia Roderburg

In dieser Ausgabe:

KOMMENTAR: Ruhestand oder Renaissance?

Wir haben gerade ein Rezensionsexemplar von Robert Weiss neuem Buch „Die Erfahrung des Ruhestands“ erhalten. Da uns das Lesen dieser Arbeit sehr angeregt hat, haben wir uns entschieden, im Gegensatz zur üblichen Buchrezension einen Essay darüber zu schreiben. In früheren Zeiten beinhaltete das Wort Ruhestand oft negativen Konnotationen wie „unnütz“, „müde“ und „unfähig“. Der Wert eines Individuums wurde größ tenteils mit der „Produktivität seiner Arbeit“ gleichgestellt. Da die Möglichkeit, aktiv und freigiebig zu leben, sich jetzt auch auf die 80er oder 90er Jahre erstreckt, wird das traditionelle Konzept zur Karrikatur. Allerdings wird von den 89 Menschen mit erfolgreichen Karrieren, die von Weiss vor und nach dem Eintritt in den Ruhe stand interviewt wurden, attestiert, dass der Begriff Ruhestand weiterhin zweideutig bleibt. Aber unsere Schlußfolgerung nach der Begegnung mit diesem Buch ist, dass wir das Konzept des Ruhestands gut durch das der „Renaissance“ ersetzen können.

Dabei muss als erster der Autor selbst betrachtet werden. Nach seiner Emeritierung am Endeaus einer glän zenden Karriere als Professor der Soziologie an der Universität von Boston, Massachusetts, nahm Weiss die Herausforderung an, den Prozess zu untersuchen, in den er selbst involviert war. Diese Forschung wurde zu einem seiner wesentlichen neuen Projekte. Ähnlich wie bei vielen der von ihm Interviewten finden wir in tensive Bilder des Ruhestands, die nicht ein Ende, sondern einen Anfang bedeuten; es ist der Beginn eines Lebensmusters, das öfter erfüllender ist als die Berufsjahr zuvor. In Bezug auf die Gründe dafür, sich aus dem Berufsleben zurückzuziehen, standen in dieser Stichprobe „die Freiheit, etwas neues zu tun“ an der
Spitze der Liste. Der Ruhestand ist Zeit, um Ambitionen zu realisieren und Risiken einzugehen, die während der Erwerbstätigkeit aufgeschoben wurden.

Es ist nicht so, als ob Muße nicht wertgeschätzt würde (viele Pensionäre fanden, dass die zweite Tasse Kaffee beim Lesen der Morgenzeitung ein herrlicher Aspekt des Ruhestandes ist). Wie auch immer, sie genießen auch die neuen Möglichkeiten zur Verwirklichung, und zwar speziell von Zielen, bei denen man selbst in volviert ist. Der Ruhestand öffnet die Türen, die es dem eingesperrten Vogel erlauben zu fliegen.

Man könnte geneigt sein zu sagen, dass der Ruhestand zu einer Zeit der Selbstexploration und der Selbstak tualisierung wird. Aber diese Interviews machen auch klar, das Alleinsein eine der größten Gefahren für das Wohlbefinden darstellt. Viele Ruheständler bedauerten es, ihre Arbeitsbeziehungen aufgegeben zu haben; ihre Kollegen waren oft eine Quelle der Bestätigung und Unterstützung.Diese Stichprobe fand es
außerordentlich wichtig, diese soziale Lücke zu füllen, um wieder ein befriedigendes Leben zu führen. Für einen Mann, der den Verlust seiner ArbeitskollegInnen bedauerte, kam die Lösung, als sich seine Frau in der Kirchengemeinde engagierte. Langsam wurde er in die Aktivitäten einbezogen und seine beruflichen Fähi gkeiten wurden bald für das Wohlergehen der Kirche sehr wichtig. Schon bald gewann er neue Kollegen, die seine Beiträge sehr schätzten. Zu einem erfolgreichen Ruhestand gehört für viele ein soziales Leben, das mit der Vorruhestandszeit vergleichbar ist. Für alleinstehende Rentner ist es eine größere Herausforderung. Ein herausragendes Beispiel ist eine alleinstehende Frau, die mehrmals monatlich ein gemeinsames Essen mit ArbeitskollegInnen arrangierte, zweimal im Jahr nach Europa reiste, als Freiwillige für ihr ehemaliges College arbeitete, eine Nachbarschaftszeitung herausgab und gleichzeitig noch Beziehungen mit einer großen Familie pflegte. Diese Aktivitäten machten die verloren gegangenen täglichen Kontate mehr als wett. Am wichtigsten war für viele die Art der Beziehung zu ihrem Lebenspartner. Ehebeziehungen verändern sich als Folge des Ausscheidens aus dem Berufsleben – meist zum besseren hin. Kinder und Enkelkinder stillen das Bedürfnis nach Intimität, und viele Großeltern finden besondere Freude daran, mit der nächsten Genaration der Familie zu spielen (aber nicht, sie zu betreuen).

Nachfolgend die von Weiss selbst befolgten Ratschläge für den Ruhestand:

1. Konsultiere einen Finanzberater. Seine Kunden konnten, sofern sie ein eigenes Haus besaßen, bequem mit der Hälfte ihres üblichen Einkommens leben (Die meisten begannen waren zunächst gehobene Mittelklasse).

2. Mache etwas, was Du genießt. Die ideale Arbeitssituation ist Engagement, allerdings sgtressfrei und flexibel in der Arbeitszeitgestaltung. Weiss schloss daraus, dass das Ideal für diese Stichprobe eine „Beschäftigung“ von zwei Tagen pro Woche ist.

3. Verlasse die Arbeit auf die bestmögliche Art und Weise. Vielleicht willst Du einmal als Teilzeitbeschäftigter oder Berater zurückkehren. Viele tun das.

4. Plane keinen Umzug aus Deiner Umgebung, bevor Du nicht Deine neue „Traum-Heimat“ ausprobiert hast. Verbringe zuerst ein paar Wochen zu zwei verschiedenen Jahreszeiten in Deiner neuen Umgebung.

5. Es müssen vorsichtig Absprachen zwischen Ehepartnern bezüglich der Rente getroffen werden. Oft gehen Ehemänner eher in den Ruhestand als ihre Ehefrauen und wollen dann ihre Frauen bei sich zu Hause haben. Viele Frauen sind dann an der Spitze ihrer Karriere und wollen sie nicht verlassen. Einige Frauen sagen dazu: „mit allen Vor- und Nachteilen, aber nicht zum Essen.“ Zeit, um für unabhängige Aktivitäten kann für beide Partner sehr wichtig sein.

6. Die eigenen Eltern zu versorgen, kann eine wichtige Aufgabe im Ruhestand sein. Geschwister müssen sich darüber einigen, übereinstimmen, wie sie ihre Eltern unterstützen wollen. Mache Dinge, die dir ein gutes Gefühl geben. Genieße Deine Muße. Reise mit Komfort und Bequemlichkeit.

7. Der vielleicht interessanteste Vorschlag von Weiss ist, die Neigung zu planen und zu kontrollieren, was mit uns passiert, zu verringern. Die meiste Zeit unseres erwachsenen Lebens müssen wir unsere Tage umsichtig
planen und versuchen, ungebetene Eingriffe in unsere Abläufe zu reduzieren. Weiss empfiehlt Planungen für ungefähr 50% unserer Zeit und den Rest dem Zufall zu überlassen. Auf diese Weise ist man ermutigt, neue Dinge auszuprobieren, in neuen Bahnen zu denken und den kreativen Säften das Fließen zu erlauben. Wenn wir spontaner leben, öffnet sich die Welt auf erfreuliche Art und Weise. Vielleicht ist dies ein besonders guter Ratschlag für die Ferienzeit, die vor uns liegt. Aber: sollten wir diese Phasen von Spontanität planen, oder sie einfach passieren lassen?

Ken and Mary Gergen
Aus: Weiss, Robert S. (2005). The Experiment of Retirement, Ithaca, New York: Cornell University Press.

FORSCHUNG: Beziehungen, Emotionen und Gesundheit

Wir haben in diesem Rundbrief über verschiedene Studien berichtet, die eine hohe Korrelation zwischen engen sozialen Bindungen und guter Gesundheit demonstrieren. Ebenso haben wir über andere Forschungs studien berichtet, die den gesundheitlichen Nutzen positiven Denkens zeigen. Diegegenwärtige Studie hilft dabei, unser Verständnis weiter zu entwickeln, indem sie beides, soziales Leben und positive Emotionen zusammen betrachtet. Das Hauptthema dieser Studie ist die Herzfunktion. Wenn es eine Beziehung zwischen unserem sozialem Leben und einer gesunden Herzfunktion gibt, wie sieht sie aus? Wird diese Beziehung in irgendeiner Art und Weise modifiziert, wenn man positive Emotionen dabei berücksichtigt?

Um diese Sachverhalte zu untersuchen, beteiligten sich zehn Männer und dreiundzwanzig Frauen aus kom munalen Seniorenzentren freiwillig daran, eine umfassende Einschätzung ihres täglichen Lebens zu erfassen. Die Gruppe variierte im Alter von 60 bis 87, die meisten hatten einen Collegeabschluß und ihr durchschnitt liches Jahreseinkommen betrug 29000$. Jeder Teilnehmer nahm zusätzlich an zwei Messungen teil. Zuerst schätzten sie ihre Beziehungen zu anderen ein. Menschen mit hohen Werten auf dieser Skala stimmten zu, dass die meisten Menschen sie als liebenvoll und herzlich betrachten und dass sie vertrauenswürdige Freunde haben. Als zweites sollten die TeilnehmerInnen an 60 Tagen einschätzen, in welchem Grad sie positive und negative Gefühle erlebt hatten. Wie sehr hatten sie sich bestürzt oder irritiert, enthusiastisch oder stolz gefühlt? Während dieser 60 Tage maßen die Teilnahmer auch ihren Blutdruck. Jeden Morgen und jeden Abend füllten die Teilnehmer ein Arbeitsbuch mit ihren Einschätzungen aus und schickten die Ergebnisse jede Woche per Email zu den ForscherInnen.

Die Ergebnisse waren signifikant. Die Forscher fanden einen Zusammenhang zwischen positiven sozialen Beziehungen und Blutdruckwerten; je positiver die Beziehungen, desto niedriger der Blutdruck. Das gleiche galt für positive Emotionen. Interessanter aber die Effekte von Beziehungen und Emotionen bei der Bewälti gung von Phasen von Stress, Irritation, Enttäuschung und ähnlichem. Das Ergebnis hier war, dass sowohl gute Beziehungen als auch positive Emotionen besonders hilfreich dabei sind, über die unvermeidlichen Zeiten voller Schwierigkeiten hinweg zu kommen.

Es ist wichtig festzustellen, dass ein Anstieg des Blutdrucks nicht per se pathologisch ist. Es ist natürlich möglich, dass eine langsame Erholung von Stressreaktionen riskant für ältere Erwachsene ist. Positive soziale Beziehungen scheinen die kardiovaskuläre Genesung zu verbessern, die dem Erlebnis negativer Emotionen folgt. Positive Emotionen können auch während des folgenden Tages anhalten. Wenn die Zeiten schwierig sind, der Stress hoch ist und üble Gefühle uns im Griff haben, erreicht die Bedeutung von guten sozialen Beziehungen und positiven Emotionen ihren Höhepunkt. Die alte Weisheit scheint es zutreffend zu besch reiben: „Ein Freund in der Not ist ein wirklicher Freund“.

Aus: Cardiovascular Intraindividual Variability in Later Life: The Influence of Social Connectedness and Positive Emotions von Anthony D. Ong und Jason C. Allaire. In: Psychology and Aging, 2005/20, S. 476-485.

FORSCHUNG: Die Reifende Persönlichkeit

Wie verändern sich Menschen in ihrer Persönlichkeit, während sie altern? Vor längerer Zeit behauptete ein Verwandter von uns, dass sich Menschen nicht wirklich verändern. „Sie werden nur mehr so, wie sie sind.“ Die folgende Forschungsstudie versucht zu entdecken, was sich während des Alterns verändert, wenn sich überhaupt etwas verändert. Fünf Persönlichkeitsmermale wurden mit der Baltimore Langzeitstudie über Altern, die beinahe 2000 Menschen umfasst, genau untersucht. Insgesamt scheint es während des Alterns nur graduelle Veränderungen in der Persönlichkeit zu geben. Die gute Nachricht ist, dass Neurotizismus – die Tendenz, nervös, aufgeregt und irritierbar zu sein – über die Zeit hinweg bis ungefähr zum 80. Lebensjahr abnimmt. Extraversion und Offenheit bleiben stabil und beginnen dann um die 70 abzunehmen. Auf der an deren Seite nehmen ein angenehmes Wesen so wie Pflichtgefühl ungefähr bis zum 70. Lebensjahr zu. In sgesamt behaupten die ForscherInnen, dass „Persönlichkeitsveränderungen im Erwachsenenalter sehr moderat sind.“Aus unserer Sicht finden wir es gefährlich anzunehmen, dass Geschichte Schicksal ist, dass wir bis auf kleine Modifikationen einfach bleiben, wie wir immer waren. Wie im Essay dieser Ausgabe gezeigt wurde, bringen die „Jahre der Renaissance“ viele neue Möglichkeiten hervor und so, wie wir neue Bezie hungsformen und Lebensmuster entwickeln, wenn wir in ein neues Milieu kommen, so können sich auch unsere persönlichen Neigungen verändern. Es ist niemals zu spät für die Entdeckung neuer Potenziale.

Aus: Hierarchical Linear Modeling Analyses of the NEO-PI-R Scales in the Baltimore Longitudinal Study of Aging by Antonio Terracciiano, Robert R. McCrae, Larry J. Brant, and Paul T. Costa, Jr., Psychology and Aging, 2005, 20, 493-506.

IN DEN NACHRICHTEN

* DER HEILENDE PFOTE

Eine 87jährige Freundin von lag im Krankenhaus, um sich von einem fünffachen Bypass zu erholen; ihre Tochte nahm einen Englischen Springer, der Max hieß und sie besuchen sollte, um sie bei ihrer Wiederher stellung zu helfen. Skeptiker würden sich vielleicht fragen, ob es Max erlaubt wurde, sie zu besuche, aber seine Besuche haben erst kürzlich Unterstützung durch eine wissenschaftliche Studie über die physiologischen Effekte von Krankenhausbesuchen von Hunden in Begleitung einer Person, von der menschlichen BesucherIn allein und ohne jeglichen Besuch bekommen. Kathie Cole, eine Krankenschwester vom Medical Center der Universität von Kalifornien, führte diese Studie durch, die auf der Jahrestagung der American Heart Association präsentiert wurde. Sie und ihre KollegInnen untersuchten Herzinsuffizienz-PatientInnen von 76 Jahren und älter. Die physiologischen Reaktionen der PatientInnen wurde vor, während und nach dem Besuch gemessen. Die Messungen ergaben einen Rückgang von 24% von Angstgefühlen bei PatientInnen, die einen Besuch von einem Hund hatten im Vergleich zu nur 10%, wenn die menschliche BesucherIn allein kam. Die Kontrollgruppe wies keine Veränderung im Grad der Angstgefühle auf. In Bezug auf Stresshormone wurden die besten Ergebnisse erziehlt wenn die PatientInnen von einem Hund in Begleitung einer Person besucht wurden. Diese Forschungsergebnisse unterstützen die Aufgabe therapeutischer Programme, die Tierbesuche mit einschließen. In Dallas ist zumBeispiel Therapie programmam Baylor Health Care System, das Tierbe suche mit einschließt, so populär, dass es von einem Hund im Jahr 1985 auf heute 84 Hunde angewachsen ist. Die medizinische Pflege scheint „auf den Hund zu kommen“, aber diesmal scheint es eine gute Idee zu sein.

From: A cold nose for ailing hearts by Jamie Stengle, Philadelphia Inquirer, 16. November 2005, A6

* GESETZ ZUM POSITIVEN ALTERN

Hillary Rodham Clinton (D. NY) hat zusammen mit Senatorin Susan Collins (R. Maine) ein Gesetz gefördert, das darauf zielt, gerontopsychiatrische Dienste zu einem integrierten Teil der kommunalen Erstversorgung zu machen und ihn auf andere Bereiche auszudehnen, wo SenorInnen leben und Dienste in Anspruch nehmen. Das Gesetz heißt „Positive Aging Act of 2005“. Aus: Monitor on Psychology, 11. September 2005

* EIN PARADIES FÜR RÄDER

Die karibische Insel St. John, ein tropisches Paradies, ist jetzt für Menschen mit Behinderungen zugänglich wie nie zuvor. Stanley Selengut, der Besitzer dreier ökologischer Urlaubsresorts, entschied, aus seinem neuesten Resort „Estate Concordia“ auf St. John, einen wahren Zufluchtsort für Leute mit besonderen Bedürf nissen zu machen. Das Resort, das Öko-Zelte als Unterkünfte hat, ist speziell mit rollstuhlfreundlichen Ramp en und Laufstegen, extra-großen Badezimmern, offenen Duschkabinen und benutzerfreundlichen Einrich tungen und Geräten ausgestattet. Er hat auch Vereinbarungen mit lokalen Unternehmen über Taxis mit Ramp en, Wege zum Wasser für Rollstühle getroffen und Hinweise für das Einschiffen derjenigen gegeben, die von Booten aus schnorcheln wollen. Das Resort ist ein Modell für das, was clevere Geschäftsplaner möglich erweisen nachahmen möchten, wenn sie die Interessen der Leute aufgreifen, die spezielle Arrangements benötigen, um einen wirklich bezwingenden Urlaub zu erleben.

Aus: For Disabled Travelers, it’s the First Resort von Claudia Dreifus, AARP Bulletin, Oktober 2005.

BOOK REVIEWS

„Wie sagt man es den Älteren? – Wie man die Kommunikationskluft mit unseren Älteren schließen kann“ von David Solie. Prentice Hall Press, 2004. Paper, $15.95. www.penguin.com

Es handelt sich hier um ein sehr interessantes und kreatives Buch, das von einem Finanzberater geschrieben wurde, der in Medizin und Entwicklungspsychologie ausgebildet ist und der eine persönliche Mission hat: älteren Menschen zu helfen, unabhängig von ihrem physischen Zustand gut zu leben. Das Buch hat zum Ziel, uns beim Verstehen der speziellen Entwicklungsthemen älterer Mensche zu helfen; zu erkennen, wie wir am besten mit älteren Menschen kommunizieren können; Fertigkeiten zu empfehlen, die gelernt werden können, um die intergenerationelle Kommunikation zu fördern und Menschen dabei zu helfen, Fürsprecher für die ältere Bevölkerung zu werden. Solies These lautet, dass zwei sehr wichtige Entwicklungsaufgaben gibt, die im Zentrum der Anliegen älterer Erwachsener stehen. Zum einen wollen sie die Kontrolle über ihr eigenes Leben behalten, ein Wunsch, der manchmal durch verschiedene Akteure beeinträchtigt werden , die sich eigentlich als zutiefst der Hilfe für ältere Menschen verpflichtet fühlen. Zum Beispiel können die Wahl der Unterbringung, die von Kindern für ältere Menschen gemacht werden, manchmal das Gegenteil dessen sein, was ihr besond eres Bedürfnis nach persönlicher Kontrolle am besten erfüllen würde. Eine zweite Entwicklungsaufgabe ist, ein überdauerndes Vermächtnis zu schaffen, das als Beweis, das man gelebt hat und etwas von Wert geschaffen hat, zurückgelassen werden kann. In unserem letzten Rundbrief wurde das Thema auch schon behandelt. Der größte Teil des Buches ist voll mit Möglichkeiten, wie man mit älteren Menschen sprechen kann, so dass sie die Freiheit haben, diese Entwicklungsthemen ohne Einschränkungen anzusprechen und gute Optionen für ihr Leben zu erkunden. Solie schneidet die Frage des „NEIN einer älteren Person“ an. Es mag eine Gesprächs strategie älterer Leute sein, die sie manchmal anwenden, um etwas, was sie sehr schätzen nicht aufgeben zu müssen. Solie behauptet, dass man manchmal durch einen„Rückzug“ besser mit dieser Situation umgehen kann. Wenn Eltern ihr jahrzehntelanges Zuhause nicht verlassen wollen, um sicher und wohlbehalten in einer Rentnergemeinde zu leben, dann kann ihr NEIN ihren Kindern signalisieren, dass sie andere Lösungen für ihre Lebenssituation finden müssen. Solie erzählt die Geschichte seiner Großmutter, die sehr krank war und ins Krankenhaus gebracht wurde. In dieser Nacht entschied sie, dass sie nach Hause gehen und in ihrem eigenen Bett sterben wollte. Sie stand auf, zog sich an und rief ihre Tochter an, um sie nach Hause zu bringen. Die Nachtschwester fand sie, als sie aufgestanden war und gepackt hatte, aber sie brachte sie zurück ins Bett und band sie fest. Als am Morgen der Arzt kam, bat sie ihn, die Gurte wegzunehmen. Er tat es, allerdings nicht, ohne sie ermahnen, den Anweisungen des Personals zu folgen. Als er auf ihre Krankenblatt sah, langte sie in ihre Schale mit Früchten, nahm eine Orange und warf sie auf ihn. Als sie von seiner Stirn abprallte, schaute er sie verblüfft an. Sie sagte: „Binden Sie mich nie wieder fest.“ Sie wurde später am Tag entlassen, ging  nach Hause und starb in der nächsten Nacht. Die Bedeutung eines Vermächtnisses wird in vielen Dialogen  und Beispielen in diesem Buch illustriert. Es gibt viele verschiedene Arten von Vermächtnissen und Solie beschreibt, wie jüngere Familienmitglieder älteren helfen können, sie in auf eine Art und Weise zu verlassen, die sich für die ältere Person im Kontext ihrer Familie gut anfühlt. Er teilt uns auch Tips mit, wie man am be sten mit KlientInnen wie seinen kommunizieren kann. Eine Idee ist die, nicht zu Schlüsse zu ziehen. Das Tem po der älteren Person zu respektieren ist hilfreich, in dem Maße ein Gefühl der Kontrolle zu behalten, wie es die Person braucht. Einem Gefühl der Hast oder Eile zu widerstehen bringt nützliche Interaktionen hervor. Es ist ebenfalls nützlich, eine nichtlineare Konversation haben zu können. Man braucht nicht alt zu sein, um solche Konversationen zu genießen, aber viele Professionelle halten sie für gefährliche Kurswechsel. Solie empfiehlt, diese Unterhaltungen lieben zu lernen und bedeutende Einsichten in ihnen zu finden. Er ermahnt die Leute auch, auf die kleinen Details in den Geschichten älterer Menschen zu achten, das sie wichtige Informationen darüber vermitteln, was für den Erzähler von Wert ist. Er warnt auch davor, dass es Entkop plungen geben kann, womit gemeint ist, dass es Unterbrechungen geben kann, in denen die Konversation tot ist und wieder belebt werden muss. Solie diskutiert das Konzept eines Vermächtnis-Coaches, der jemand ist, der der älteren Person helfen kann, die eigen Hinterlassenschaft zu bewältigen. Ein zentraler Fokus des  Bu ches ist die Fragen, wie die tiefsten Interessen der Person mit der finanziellen Seite ihres Lebens in Einklang gebracht werden kann. Zusätzlich beschreibt er, wie man jemandem, der stirbt, helfen kann, mit den Bezie hungen zu anderen, die im Leben wichtig waren, in´s Reine zu kommen. Er beschreibt diese Arbeit als „den richtigen Weg, sich zu verabschieden“ zu erkennen. Er gibt weiterhin Professionellen Tips, die die betreffende Person nur in einen bestimmten Lebensausschnitt sehen. Ähnlich wie in den persönlicheren Beziehungen soll ten die Professionellen einige derselben Hinweise annehmen, wie sie Angehörige über Geduld, Respekt, Ber eitschaft zum Zuhören und Abwarten bekommen. Das Buch lässt sich leicht lesen, ist voll von hilfreichen Einsichten und es ist in einem mitfühlenden Ton für alle, die in dieser Situation entweder als ältere Person oder als jüngere Gehilfin sind, geschrieben.

THE CAREGIVER’S TALE: LOSS AND RENEWAL IN MEMORIES OF FAMILY LIFE, by Ann Burack-Weiss. New York: Columbia University Press (March, 2006). 208 pages, $22.50. Es handelt sich um eine Reihe von Memoiren von Pflegepersonen, die in einer engen Beziehung mit einem kranken oder behinderten Familie nmitglied stehen – dieses Buch ist voll von Momenten des Triumphs. Diese Geschichten beschreiben Leben, die durch die Erfahrung des Pflegens verändert werden. Das Buch bietet Einsichten, Unterstützung und Trost für diejenigen an, die nahestehende Angehörige oder Freunde pflegen, und es ist auch für professionelle Angehörige von Pflegeberufen, die das Leben einer pflegenden Person auf eine neue Art und Weise verstehen wollen, ein hilfreiches Buch. Dieses Buch widerlegt die allgemeine Ansicht, dass Pflegen eine aufreibende und entkräftende Rolle im Leben ist. Zu pflegen ist vielmehr in vielen sehr bedeutenden Aspekten erfüllend

WEBSITES

Die „Erwachsen werden“ Website: www.comingofage.org des Zentrums für Intergenerationelles Lernen der Temple University. Das Ziel dieses Zentrums ist es, ziviles Engagement und lebenslanges Lernen von älteren Menschen in der Region von Philadelphia zu unterstützen. Es bietet an, bei der Suche nach freiwilligen Aktivitäten, Weiterbildungsmöglichkeiten, kulturellen Veranstaltungen, Ratschläge für die nächste Leben sphase, Arbeit im Ruhestand, Freizeitaktivität und das Lernen neuer Fertigkeiten behilflich zu sein. Die Webseite bietet ebenfalls Information zur finanziellen Absicherung und zur Pflege.

www.ShiftTheGame.com
Shift ist ein befähigendes Brettspiel für 2-6 SpielerInnen. Shift legt Wert auf Lernen durch Lachen, indem es philosophische Themen von Buddha und Ghandhi mit der Perspektive eines kreativen Komikers kombiniert. Eswird gesagt, dass eine Veränderung im Denken dein ganzes Leben verändern kann. LebensberaterInnen, OrganisationsberaterInnen und Kirchengruppen bringen das Spiel mit zur Arbeit und in Studienzirkel, PsychologInnen und TherapeutInnen benutzen Shift für die Gruppen- oder Einzeltherapie. Die Baby Boomer könnten es für einen unterhaltsamen Start ins Neue Jahr halten, der ihnen Anstöße für ihr Denken über den Ruhestand gibt.

www.almosthomedoc.org/
Die Gerontological Society of America bildet eine Partnerschaft mit der Universität Wisconsin-Milwaukee und PBS, um ein Dokumentations- und Öffentlichkeitsarbeitsprojekt über das Wohnen älterer Menschen durch zuführen. Mit dem Namen „Immer zuhause“ wurde das Programm entworfen, um zu zeigen, wie Bewohner Innen in unterschiedlichen Formen einschließlich Rentnersiedlungen und Altenpflegeheimen leben.

www.AgeWork.com
Auf dieser Seite können Sie Ihren Lebenslauf bekannt machen, einen Bevollmächtigten finden und gegen wärtige Stellenangebote im Bereich der Altenarbeit durchblättern.

ANKÜNDIGUNGEN UND VERANSTALTUNGEN

* UNIVERSITY OF NORTHERN BRITISH COLUMBIA, Prince George, B.C.: 5th Annual National Peer Support Conference in Prince George, , January 27-29, 2006 The Peer Support Network, along with the First Nations Centre presents “Finding Balance: The Bi-Cultural Approach to Peer Support” with a keynote address by Dr. Lewis Mehl Madrona, internationally renowned author of Coyote Medicine & Coyote Healing. For more information, contact Sandra at macdonas@unbc.ca or 250-960-5962, or see:http://www.vcn.bc.ca/shra/Community.php

For information about his workshops in healing practices, contact Dr. Mehl Madrona, coyotehealing@aol.com

ASSOCIATION FOR GERONTOLOGY IN HIGHER EDUCATION, February 9-12, 2006: 32nd Annual Meeting, Westin Indianapolis. For information see www.aghe.org

*JOYOUS LIVING PLAYSHOPS FOR ADULTS in New York allows older adults the ability to be creative and experience the joy that comes through play. Director Laraine Pearson can tailor Playshops to any group setting (includingintergenerational). Information: 718-432-8679.

*INVEST IN AGING, Strengthening Families, Communities and Ourselves, Joint Conference of the National Council on the Aging, and the American Society on Aging March 16-19, 2006 Anaheim, CA. http://www.agingconference.org/agingconference/jc06/index.cfm

SENIOR THEATRE will be featured at the Summer 2006 conference of the Association for Theatre in Higher Education (ATHE). The conference will be held August 3-6 in Chicago at the Palmer House Hilton Hotel. The sessions will include: using life memories to create productions, directing the mature performer, the history of Senior Theatre, and a Senior Theatre performance. See www.seniortheatre.com for details as they becomeavailable.

 Leserinformationen

– Wenn Sie diesen Rundbrief abonnieren wollen, besuchen Sie bitte: www.positiveaging.net

– Fragen und Rückmeldungen
Wenn Sie Fragen haben oder den LeserInnen des Rundbriefes Material vorstellen wollen, schreiben Sie bitte Mary Gergen an gv4@psu.edu.

– Vergangene Ausgaben
Vergangene Ausgaben des Rundbriefes sind archiviert unter:
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– Jemandem diesen Rundbrief empfehlen
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– Um sich auszutragen oder die Email-Adresse zu ändern
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Um die Adresse zu verändern schreiben Sie bitte an gv4@psu.edu.

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Schauen Sie auch die weiteren Aktivitäten des Taos Instituts an:
http://www.taosinstitute.net

November 1, 2005 12:00 am

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